Notwehr

Eben dachte ich noch, daß die Fans und Leser des anderen Genres, der Science Fiction es besser haben. Schließlich gibt es rundherum eine ganze Subkultur zum Genre. Fanzines, Webseiten, viele kleine Verlage, die fernab des Buchhandels die Liebhaber bedienen. Nicht nur, was den belletristischen Teil betrifft, auch Hintergrundinformationen, auch eine sehr interessante Sekundärliteraturreihe gibt es ( Shayol Verlag), Jahrbücher etc. pp.
Gewiß, alles aus Notwehr, weil die großen Verlage zwar eine Zeitlang das Genre kräftig in den Buchhandel gedrückt haben, sich aber bis auf wenige kaum um das Genre gekümmert haben: Lizenzen kaufen, übersetzen, auf den Markt. Keine große Autorenpflege, (gibt es sowas überhaupt auf dem Buchmarkt - Jugendförderung betreffend? Wäre so eine Förderung und Betreuung wie im Sport überhaupt möglich?. Und sinnvoll?), keine tiefere Programmpflege, kaum Veröffentlichungen deutschsprachiger Autoren. Und nix wie weg, als die Verkaufszahlen sanken. Grandioser Absturz eines Genres, was die Präsenz im Buchhandel betrifft, aber wie oben erwähnt: Fankultur abseits davon, die doch einiges bewegt. Mit allen Verwischungen der Grenzen bis zur Fantasy. Unüberschaubar für jemanden wie mich, der nur weniges dieser Gattung gelesen hat.
Und im Krimi? Oberflächlich gesehen ist da nicht viel los. Es wird gejammert über die seichten Verlagsprogramme, die geringe Tiefe des Buchhandelsangebots, das Wegfallen der Backlist usw.
Dass deutsche Autoren nicht gedruckt werden, das kann nun wirklich nicht behauptet werden. Im Gegenteil. Bei den unzähligen Veröffentlichungen kann ich mir eher nicht vorstellen, daß es in der Republik noch abgelehnte wichtige Manuskripte geben kann. Im Gegenteil ...
Dennoch, auch in diesem Genre ist Notwehr angesagt und wird auch praktiziert. Man nimmt sie aber nicht wahr, wenn man keine spezialisierten Buchhandlungen in der Nähe hat. Die Reihe noir der Assoziation A (die man auf deren Webseite aber auch nicht findet, wenn man nicht weiß, daß Frédéric H. Fajardie, Dominique Manotti und Didier Daeninckx bisher die Reihe sind).
Japanische Krimis im Cass Verlag, Noir Literatur bei Pulp Master, internatione Krimis bei Edition Köln, französische bei Distel und bei Zebu, um nur einige, die kleineren zu nennen.
Da plant jemand die Herausgabe eines Krimijahrbuches, ohne Verlag im Rücken, ein anderer legt als Privatdruck Carl von Holteis Kriminalroman "Schwarzwaldau" wieder auf, bei kaliber. 38 werden die legendären Krimireihen mit allen ihren Bänden gelistet, als Beitrag zur Geschichte der Kriminalliteratur in Deutschland, die man im Handel ja nicht mehr finden kann.
Als eine Variante davon hatte man sich eigentlich den Verlag der Criminale erhofft, nämlich, daß er vergriffene Werke der deutschen Kriminalliteratur zugänglich macht, aber davon sind nur Spuren zu entdecken und inzwischen kann man den Verlag als ziemlich profillos bezeichnen. Und auch die Aufregung verstehen, die seinerzeit im Syndikat herrschte, als der schöne Name "Criminale" an ein undurchsichtiges Verlagskonstrukt vergeben wurde. Geschenkt, verschenkt, Chance vertan. Richard Hey, Hansjörg Martin, Irene Rodrian und andere ältere Titel sind nach wie vor nur in Antiquariaten zu finden (den einen Hey-Titel im Criminale Verlag zählen wir mal nicht).
Aber sucht sie überhaupt jemand (die Online-Antiquare wissen es vielleicht)? Gibt es Nachgeborene, die sich für die Geschichte der Kriminalliteratur in Deutschland interessieren? Für die Geschichte der Kriminalliteratur überhaupt, ausserhalb eines Studiums? Einfach aus Interesse? Man weiß es nicht. Und ebenso, ob das Interesse fehlt oder das Angebot. Es fehlt ein wenig die Struktur. Und die kräftige, gemeinsame Notwehr. Die scheinen die Fans der Science Fiction schon länger aufgebaut zu haben ...
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